
„Mein Robbenloch im Eis“ Erinnerungen an Erika John
Vortrag von Dr. Ingeborg Stein mit anschließendem Besuch der Ausstellung.
Veranstaltungsreihe „Kunststück am Donnerstag“
Dr. Ingeborg Stein lernte Erika John in den heute legendären „Kultur-Praktika“ der Universität Jena kennen. Beide standen mehrmals im Jahr miteinander in Kontakt und über den Austausch von Standpunkten über Zeit und Leben erwuchs eine Freundschaft.
Nach Erika Johns Freitod – der wahrscheinlich um die Jahresmitte 2007 erfolgte – war es Dr. Ingeborg Stein, die das von ihr hinterlassene Werk vor der Vernichtung rettete, so dass es heute in einer repräsentativen Auswahl in der Kunstsammlung gezeigt werden kann.
Dr. Stein, die im Jahr 2013 zusammen mit Manfred Jendryschik den Wort-Bild-Band „Mein Robbenloch im Eis“ herausgegeben hat, konnte im Zuge dessen einen genaueren Einblick in die Gedankenwelt Erika Johns gewinnen, die diese in ihren Tagebüchern festgehalten hatte. In ihrem Vortrag erinnert sich Dr. Ingeborg Stein an die sensible Künstlerin, deren eindrückliches Werk noch heute tief bewegt.
„Habe ich jemals gekämpft, d. h. meinen Willen bis zum Sieg behauptet? Letztendlich in der Kunst … Ja, es war ein Kampf gegen Banalität und geistigen Druck auch von Seiten meiner nächsten Umgebung – um Qualität und Identität, den ich gewonnen habe … Aber ich versage in den Dingen des Alltags. Den auch noch zu zwingen, reicht die Lebensspannung nicht. Meist habe ich widerstanden, nicht gekämpft. Die Verteidigung hat genug Kraft gekostet, die Selbstbewahrung. Die Zukunft in diesem Land ist nur durch Kampf zu zwingen, nicht durch einen großen, sondern mit vielen kleinen Gefechten, die die Kraft aufsplittern und die keinen wirklichen Sieg bringen … Kampf ist mir ekelhaft.“
Erika John, Tagebucheintrag vom 4. Juni 1996
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