Prof. Dr. Arne Stollberg (Humboldt Universität Berlin), Prof. Dr. Friederike Wißmann (Hochschule für Musik und Theater Rostock) und Prof. Reinhard Schäfertöns (Rektor der Hochschule für Musik und Theater Rostock) © hmt Rostock

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Hochschule für Musik und Theater Rostock

Editionsvorhaben „Korngold Werkausgabe“

Gemeinsam mit der Humboldt-Universität Berlin und der Goethe-Universität Frankfurt am Main wird die Hochschule für Musik und Theater Rostock (hmt Rostock) ab 2021 das musikalische Schaffen des Komponisten Erich Wolfgang Korngold erforschen und in drei Arbeitsstellen eine Werkausgabe edieren. Das interakademische Vorhaben (2021 – 2045) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz ist eines von nur drei Neuvorhaben im Bundesgebiet, welches sich durchsetzen konnte.

Rostock, 08.12.2020

Hollywood-Sound kommt nach Rostock


Musikwissenschaftliches Editionsvorhaben „Korngold Werkausgabe“


Der aus Wien stammende Komponist Erich Wolfgang Korngold (1897–1957) komponierte für die Oper, für das Theater, für das Konzerthaus und für den Film. Als jüdischer Komponist musste er vor den Nationalsozialisten fliehen, zog nach Amerika und etablierte den berühmten „Hollywoodsound“, auf den sich zahlreiche Filmmusikkomponisten bis heute beziehen.

Gemeinsam mit der Humboldt-Universität Berlin und der Goethe-Universität Frankfurt am Main wird die Hochschule für Musik und Theater Rostock (hmt Rostock) ab 2021 das musikalische Schaffen des Komponisten Erich Wolfgang Korngold erforschen und in drei Arbeitsstellen eine Werkausgabe edieren. Das interakademische Vorhaben (2021 – 2045) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz ist eines von nur drei Neuvorhaben im Bundesgebiet, welches sich durchsetzen konnte. Die Antragsteller sind Prof. Dr. Friederike Wißmann (hmt Rostock) und Prof. Dr. Arne Stollberg (Humboldt Universität Berlin).

„Dass der Komponist Erich Wolfgang Korngold nun eine Werkausgabe erhält, ist eine Chance in vielerlei Hinsicht: Es wird die Vorurteile gegenüber der Filmmusik weiter abbauen, das Bild einer pluralen Moderne bereichern, und es bringt Wissenschaft und musikalische Praxis näher zusammen“, sagt Friederike Wißmann.

Der Rektor der hmt Rostock, Prof. Dr. Reinhard Schäfertöns, betont: „Aus Sicht der Hochschule für Musik und Theater Rostock begrüße ich es natürlich ganz außerordentlich, dass die Korngold-Gesamtausgabe unter anderem hier bei uns angesiedelt ist. Kaum ein anderes wissenschaftliches Format vermag so augenfällig den Brückenschlag zur künstlerischen Praxis zu leisten wie eine solche Edition. Und: Dass Erich Wolfgang Korngold zu den allerbesten Komponisten überhaupt gehört, wird dann kein exklusives Insider-Wissen mehr sein. Ihren Beitrag dazu leistet die hmt Rostock ausgesprochen gern.“

„Die Ansiedlung dieses international bedeutsamen Vorhabens in Rostock ist ein großer Erfolg für die Rostocker Hochschule. Die hmt hat eine große Strahlkraft weit über die Grenzen des Landes hinaus. Die Korngold-Werkausgabe wird weiter zu dem hervorragenden internationalen Ruf der hmt beitragen. Darüber freue ich mich außerordentlich, gratuliere der hmt herzlich und wünsche viel Erfolg bei diesem ambitionierten Vorhaben“, sagte Wissenschaftsministerin Bettina Martin.

Korngolds Œuvre besticht zunächst einmal sein eindrucksvolles handwerkliches Können. Die Werke, ihre Rezeption und die Biographie des Komponisten lassen zudem die zentralen musikhistorischen Entwicklungen der Moderne wie unter einem Brennglas sichtbar werden. Korngold zählt zu den interessantesten Komponisten der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts. Als Zeitgenosse in Wien zunächst gefeiert, wurde er als sogenannter Filmmusikkomponist an den Rand geschoben. Der jüdische Künstler wäre nach dem Aufführungsverbot 1933 und der Emigration in die USA 1938 beinahe dem Vergessen anheimgefallen.

Auch durch sein Festhalten an der Tonalität geriet er bald in die Rolle einer Gegenfigur zur musikalischen Avantgarde. Der ästhetischen Kontroverse folgte der biographische Bruch. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde Korngold in die Emigration gezwungen. Schon seit 1934 hatte er zeitweise in Hollywood für den Film gearbeitet und geprägt, was heute als typischer »Hollywood-Sound« gilt. Paradoxerweise war es ausgerechnet seine bahnbrechende Arbeit für den Film, die Korngold nach dem Zweiten Weltkrieg zum Schaden gereichte. Sein Versuch, sich in Europa wieder mit Werken für die Opernbühne und den Konzertsaal zu etablieren, scheiterte just an der Stigmatisierung als Filmmusikkomponist.

Erst in den letzten Jahren erfuhr Korngold auf den Opern- und Konzertbühnen eine Renaissance, die nun auch in der Wissenschaft einen Widerhall erfährt.


Prof. Dr. Arne Stollberg (Humboldt Universität Berlin), Prof. Dr. Friederike Wißmann (Hochschule für Musik und Theater Rostock) und Prof. Reinhard Schäfertöns (Rektor der Hochschule für Musik und Theater Rostock) © hmt Rostock
Quelle: hmt Rostock